Veggies und der Hobl Hof

Der Hobl Hof ist bekannt für seine Spezialitäten rund ums Freilandschwein. Dass auch Pflanzliches zum Sortiment gehört, würde man im ersten Moment nicht erwarten. Und schon gar nicht, dass das Grünzeug nicht wie landläufiges Gemüse aussieht, sondern bloß aus zarten Blättchen und Wurzelchen besteht. Da stellt sich dem im wahrsten Sinne des Wortes eingefleischten Bratlkenner schon mal die berechtigte Frage: was ist denn das?

Sprossen auf Sprossenbrot
Sprossen auf Sprossenbrot (Foto: Hobl Hof)

 

Mit purer Neugier begann es bei mir. So gut wie immer, wenn ich am Marktstand des Hobl Hofs in der Warteschlange stand, kauften vor mir Kundschaften das kleine bunte Zeugs, das ganz offensichtlich nicht vom Schwein stammen konnte. Manche kamen sogar nur deswegen. Dann schnappte ich auf, dass das Zeugs „Sprossen“ heißt. Und eines Samstags überwand meine Neugier das Misstrauen, und ich kaufte einen kleinen Becher einer bunten Sprossenmischung.

 

Seither sind die Sprossen nicht mehr aus unserem Speiseplan wegzudenken. Sie passen zu allen Ingredienzien einer guten Jause. Besonders aber lieben wir sie zu einem von mir selbstgemachten Topfenaufstrich. Als ausgezeichnete Vitamin- und Mineralstofflieferanten schätzen wir sie vor allem im Winter, wenn die Natur mit frischem Gemüse geizt.

 

Dass die Sprossen mit sensationellen Vitamin- und Mineralstoffwerten punkten, bestätigt Karin Hobl vom Hobl Hof im Gespräch. Sie habe eine grüne Alternative zum Fleisch gesucht, eine perfekte Ergänzung des Sortiments. Hochwertig und gesund sollte sie sein und etwas, das es aus regionaler Quelle noch nicht zu kaufen gab. So startete sie mit der Produktion von Sprossen bzw. Keimlingen.

 

Erhältlich sind Roter Rettich (Sango), Rettich, Radieschen, Mungo, Brokkoli und Alfalfa. Die Sorten schmecken sehr unterschiedlich, wobei ich sie nach meinem Geschmacksempfinden von würzig scharf bis erdig mild einordnen würde. Ich persönlich favorisiere es eher, wenn´s ein wenig scharf wird.

 

 

Aus den Sprossen fertigt Karin Hobl leckere Sprossenherzchen und Süßlupinenbällchen, die es ebenfalls am Hobl Hof zu kaufen gibt. Herzhaft und kräftig im Geschmack sind die Sprossenherzchen. In den Süßlupinenbällchen dominiert der beigemengte Reis das Geschmackserlebnis.

 

 

Immer auf der Suche nach neuen Ideen startete Karin Hobl das Experiment, mit Sprossen Brot zu backen. Ganz ohne Mehl und Backtreibstoffe. Der Teig aus gekeimtem Getreide, Salz und Gewürzen bestehend. Wenn der Teig bei möglichst niedriger Temperatur möglichst lange im Backrohr wäre, so ihre Überlegung, blieben Mineralstoffe und Enzyme der Keimlinge erhalten. Das Brot wäre frei von Blähstoffen und sehr verträglich. Die alles entscheidende Frage beim ersten Backversuch sei gewesen, ob der Teig auch tatsächlich aufginge. Schmunzelnd erzählt Karin, dass sie den Teig ins Rohr geschoben und komplett darauf vergessen hätte. Als sie Stunden später nachsah, war das erste Sprossenbrot fertig gebacken.

 

Mittlerweile umfasst das Sprossenbrot-Sortiment vier Sorten: Kamutbrot, Buchweizenbrot, Dinkelsprossenbrot und Süßlupinenbrot. Ich habe sie alle vier verkostet und sofort den absoluten Favoriten gefunden. Kamut.

 

Kamutbrot, Buchweizenbrot, Dinkelsprossenbrot, Süßlupinenbrot.
Von links nach rechts: Kamutbrot, Buchweizenbrot, Dinkelsprossenbrot. Vorne: Süßlupinenbrot.

 

Nachdem ich zuvor noch nie von Kamut gehört habe, beginne ich im Web zu recherchieren. Kamut ist ein uraltes Getreide, Vorläufer unseres Weizens, und war praktisch in Vergessenheit geraten. Der Name ist ägyptisch und bedeutet "Seele der Erde". Woher Kamut genau stammt, ist unbekannt. Legenden verorten seine Heimat im Iran oder in Ägypten, jedenfalls irgendwo im Nahen Osten, wo er bereits vor 6.000 Jahren angebaut wurde. Kamut ist sehr reich an Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen wie Magnesium, Zink, Selen, Vitamin B und E.

 

Schön, denke ich, dass es in unserer Nachbarschaft auch etwas andere, hochwertige Produkte zu kaufen gibt 😃