Wildkräuter, Inbegriff für Gesundheit aus der Natur und Geschmackserlebnis wachsen überall auf der Wiese. Sie brauchen nur gepflückt, mit nach Hause genommen und
genossen werden. Was aber tun, wenn für einen alle Kräuter gleich grün aussehen, gesundheitsfördernde von giftigen nicht mit Sicherheit unterschieden werden können und schon gar keine Ahnung
besteht, wie sich aus dem Grünzeug schmackhafte Gerichte zaubern lassen.
Karoline Scheibmayr aus dem kleinen Ort Pennewang ist ausgebildete und zertifizierte Kräuterpädagogin. Auf ihren Kräuterwanderungen vermittelt sie umfassendes Wissen über Wildkräuter und deren Verwendung. Gespannt, was da auf mich zukommt, schließe ich mich einer solchen Kräuterwanderung an.
Bis alle Teilnehmerinnen eingetrudelt sind, nutzen wir die Zeit im Garten beim Bauernhof, der sich eingebettet zwischen Wiesen, Feldern und Wäldern befindet. Apfelblüten vom Baum zupfen, mit dem Hinweis, dass sie später in einen süßen Salat kommen. Das eine oder andere Gewächs kennenlernen, von dem ich als absolute Novizin der Kräuterkunde noch niemals gehört habe, und erfahren, was an der Pflanze wie schmeckt, wofür verwendbar ist und was giftig. Dann Vergissmeinnichtblüten für den Kopfsalat abrupfen. Okay, Vergissmeinnicht erkenne ich. Ob ich die aus meinem Garten auch essen kann? Margeriten spielten bis dato in meinem Leben einzig eine Rolle als Orakel ... er liebt mich, von Herzen, mit Schmerzen und so weiter ... über ihre Essbarkeit in Bierteig hatte ich mir keine Gedanken gemacht.
In vollzähliger Runde ziehen wir los, von einer Wiese zur nächsten. Erfahren eine Unmenge an Details über das, was am Wegesrand und in der Wiese gedeiht und sammeln Blätter und Blüten in Säckchen sortiert ein, um sie nach dem Rundgang gleich zu verkochen. Langsam kommt mir nicht mehr alles nur grün vor. Ich beginne Blattformen voneinander zu unterscheiden und mir Pflanzennamen, die ich nicht kannte, einzuprägen.
Was mich nicht loslässt, ist gehöriger Respekt vor den Inhaltsstoffen der Pflanzen und deren Wirkungen, vor dem schier unerschöpflichen Wissen über die richtige
Dosierung, Anwendung und Verarbeitung, das Karoline besitzt. Das ist Weisheit, die über Generationen gesammelt, weitergegeben, durch Erfahrung verfeinert und immer wieder erweitert
wurde.
Die Dämmerung legt sich übers Land. Die Luft wird kühl. Mit einem Korb voller Wildkräuter kehren wir zum Bauernhof zurück. Sie habe gemerkt, dass es den Teilnehmern viel besser gelinge, einen Bezug zu den Kräutern herzustellen, wenn sie sie gleich selber verarbeiten, erzählt Karoline. Darum enden alle ihre Kräuterwanderungen in einer Küche, vorzugsweise in ihrer eigenen.
Die gesammelten Wildkräuter, weitere Zutaten, Küchenwerkzeuge und Rezeptbeschreibungen liegen bereit. Die Rollen sind schnell unter uns verteilt und die Arbeit gestartet. Schließlich haben wir Hunger und wollen unsere Fundstücke verkosten. Eifrig wird geschnitten, gezupft und gerührt.
Die Speisenfolge beginnt mit einer Kartoffelsuppe, die wir gewürzt mit unterschiedlichen Kräutern ausprobieren. Eine gute Möglichkeit, herauszufinden, welche Kräuter
einem schmecken. Darauf folgen Aufstriche und Dips, ein Kräutersmoothie, verschiedene Wildkräuter in Bierbackteig, mit Kräutern verfeinerte Salate und als Dessert Parfait von Fichtenwipfeln. Am
Ende des Gourmetmenüs sind wir mehr als satt und lassen den Abend in gemütlicher Runde ausklingen.
Mein Fazit
Prädikat absolut empfehlenswert. Wer sich mit Wildkräutern beschäftigen möchte, ist bei Karoline Scheibmayr in den allerbesten Händen. Für mich als Neueinsteigerin in die Materie waren sowohl das Erkennen der Pflanzen als auch das Verarbeiten und Verkosten essentiell. Rezepte und Beschreibungen der Wildkräuter bekommt man mit nach Hause.