Hühnerhaltung in der Stadt, nennen wir es eine Spur hipper „Urban Chickening“, findet immer mehr Liebhaber. Ist es der Wunsch nach ländlichem Kolorit in der städtischen Umgebung oder die Lust aufs Bio-Frühstücksei vom eigenen glücklichen Huhn? Seit einigen Jahren haben unsere Nachbarn eine erlesene Hühnerschar in ihrem Garten versammelt. Nun habe ich mich bei ihnen schlau gemacht und erfahren, wie viel Freude sie mit ihren gefiederten Freunden erleben und was es zu beachten gilt.
Eines Sonntag morgens beim Frühstück im Stadtgebiet.
Kikerikiiii!
Sie: Hast du das gehört?
Er: Was?
Kikerikiiii!
Sie: Na, dieses Geräusch da. Was ist das?
Kikerikiiii! Kikerikiiii!
Er: Keine Ahnung. Klingt fast wie ein Hahn.
Sie: Ein Hahn wird´s bei uns in der Stadt wohl doch nicht sein?!
Seitdem ist Herr Johahn Krahhofer, unser fescher Nachbarshahn zu einer fixen Stimme in unserer Straße geworden. Und wenn ich meine, sein Krähen länger nicht gehört zu haben, mache ich mir ernsthaft Sorgen, es könnte ihm was zugestoßen sein.

Herr Johahn lebt inmitten einer Truppe attraktiver Hennen mit den klingenden Namen Augustine, Nougatine, Hennriette, Bibiche, La Goulue, Miss Chickendale, Bérénice und Cecilia. Hennriette ist Eigenbrut, von Augustine ausgebrütet. Alle anderen stammen von Hühnerzüchtern. Früher gab´s noch Lady GagA und Ildefonse, die eines natürlichen Todes starben. Was es extra zu betonen gilt, denn als Grillhendl oder Coq au Vin werden des Nachbars Hühner keinesfalls enden.
Die Hühner sind zum einen Barnevelder, eine robuste, winterfeste, nicht allzu kälteempfindliche, zutrauliche Rasse mit braunem, schön gezeichnetem Gefieder, die sich sehr gut für die Haltung im Garten eignet. Zum anderen gesellten sich später Araucana dazu, ebenfalls gartentauglich, anhänglich und mit der Besonderheit, pastellgrüne Eier zu legen.

Hühner brauchen ausreichend Auslauf und ein Umfeld, in dem sie scharren und picken können. Da sich diese Grundbedürfnisse nicht recht mit akkuraten Rasenflächen und
gepflegten Blumenbeeten in Einklang bringen lassen, empfiehlt es sich, in einer ruhigen Gartenecke ein Gehege mit einem großzügigen Hühnerhaus zu errichten. Die Einzäunung sollte nicht zu niedrig
sein, damit die Hühner nicht rausfliegen können, rät die Nachbarin, in deren Naturgarten die Hühner mittlerweile die gesamte Grundfläche benutzen dürfen.
Als Futter erhalten die Hühner jeden Tag handelsübliches Mischfutter und groben Topfen, der mit einem Vitamincocktail vom Spezialtierarzt vermengt wird, sowie frisches Wasser. Außerdem ist im Hühnerhaus täglich auszumisten, wobei sich der Hühnermist exzellent als Kompost eignet. Die Streu wird ein Mal pro Woche gewechselt.
Kranke Hühner stellen für konventionelle städtische Tierärzte schon mal unlösbare Problemfälle dar. So kam es, dass ein nachbarliches Huhn, das vom örtlichen Tierarzt mit den Worten „des Hendl geht euch ein“ aufgegeben wurde, nach einer Behandlung in einer relativ weit entfernten, auf Geflügel spezialisierten Tierklinik wieder kerngesund wurde.
Warum das alles, möchte ich wissen. „Wir haben ein bis drei Eier pro Tag. Einmal mehr, jetzt im Winter weniger. Aber wegen der Eier machen wir es nicht“, erzählt die Nachbarin und widerlegt das Klischee vom dummen, aufs Nutztier reduzierten Huhn. Hühner seien intelligente, bezaubernde, anhängliche Lebewesen, die einem Garten Lebendigkeit verleihen. Es mache Spaß, sie zu beobachten und sich auf ihr Wesen einzulassen.
Ich beobachte, wie sich die Hühner um den Futternapf versammeln, ihre Hackordnung, höre Cecilia gackern. Es klingt tatsächlich nach Gesang, dem sie übrigens ihren Namen verdankt. Und ich beginne zu verstehen, warum aus ganz normalen Hühnern umsorgte Gefährten werden.
Beate Schuller (Freitag, 12 Februar 2016 14:49)
Eine wunderschöne Entwicklung wieder mehr Hühner im kleinen Rahmen zu halten! Und schön, dass auch darüber berichtet wird!
Wir freuen uns, dass die gefiederte Dame wieder fit ist und danken für die Bekanntschaft;.-)