Karg ist das Land im oberen Mühlviertel und hart das Leben der Bauern. Vor Jahrhunderten entwickelte sich in dieser abgeschiedenen Ecke Oberösterreichs die Leinenweberei zu einem florierenden Geschäft und prägte seither die Region. Heute erzählt das Webereimuseum in Haslach eine spannende Geschichte, und einige Leitbetriebe schaffen es entgegen aller globalen Trends, sich erfolgreich zu vermarkten.
Die Basis für die Leinenweberei bildete der Anbau von Flachs, der auf den mageren Granitböden des Mühlviertels gut gedieh. Anfangs verarbeiteten die Bauern den Flachs zu Stoffen für den Eigenbedarf, unter anderem für die Aussteuer heiratsfähiger Mädchen. Daraus entwickelten sich in Zünften organisierte Leinenhändler und Weber, die ihre Erzeugnisse weit über die Region hinaus verkauften. Der Markt Haslach fungierte als Zentrum und Handelsmittelpunkt der Leinenweberei und war Sitz bedeutender Betriebe.
Mit dem Niedergang der Textilindustrie mussten viele Webereibetriebe schließen, darunter der ehemals renommierte Großbetrieb Vonwiller und die Buntweberei Obermüller. Auf dem Areal der stillgelegten Fabriken befindet sich heute das Textile Zentrum Haslach mit dem Webereimuseum, dem ich einen Besuch abstatte.
In den hellen, großzügigen Räumlichkeiten sind alle für die traditionelle Herstellung von Leinen notwendigen Gerätschaften sowie Maschinen aus den Anfängen der Industrialisierung ausgestellt und werden während der Führung, der ich mich anschließe, vorgeführt. Ich erfahre eine Menge Wissenswertes zu Flachsaufbereitung und Webtechniken, dass Dialektausdrücke wie „ein Gscher haben“ ihren Ursprung in der Verarbeitung von Flachs haben und vieles mehr.
Mein Fazit
Ein absolut sehenswertes Museum. Unbedingt einer Führung anschließen. Wer sich für alte Handwerkstechniken und Textiles abseits vom Billigramsch aus irgendwo interessiert, wird so begeistert sein wie ich.
Eine Weberei, die es geschafft hat, sich mit feinsten Leinenstoffen als Weltmarke im Premiumsegment zu etablieren, ist Leitner Leinen in Ulrichsberg. Zum Abschluss meines Trips ins tiefste Mühlviertel statte ich dem dortigen Fabrikverkauf einen Besuch ab. Aber das wäre schon wieder eine eigene Geschichte …